Was ist eigentlich Fringe?

Das Edinburgh Fringe Festival ist die größte Kunst- und Kulturveranstaltung der Welt, mit mittlerweile bis zu 5000 Künstlern und 5 Millionen Besuchern, die einen ganzen Monat lang die Stadt auf den Kopf stellen. Und auch in anderen Städten dieser Welt finden mittlerweile jährlich Fringe Festivals statt: Liverpool, Reading, Prag, Amsterdam, Sydney und viele mehr. Gleichzeitig wissen aber die wenigsten Leute, denen ich hier im Ruhrgebiet begegne, dass es diese Veranstaltungen gibt und was ein Fringe Festival überhaupt ist. Das liegt zum einen sicherlich daran, dass es eine derartige Veranstaltung bei uns nicht gibt (höchste Zeit das zu ändern sagt ihr – wir sind dabei!). Zum anderen liegt das wohl am ungewöhnlichen Konzept. 

Wir kennen die Duisburger Akzente, die Theatertage und vieles mehr. Was alle diese Festivals aber gemeinsam haben ist, dass sie sich an etablierte Theater richten. Selbst ein Impulse Festival, welches sich auf die Fahne schreibt, die freie Szene zu repräsentieren, ist streng kuratiert und bietet nur einer kleinen Zahl von Künstlern eine Bühne. Ein Fringe Festival funktioniert anders. 

Fringe Festivals sind entstanden, als die freie Szene in Edinburgh nicht mehr im Schatten des großen Edinburgh Festivals stehen wollte. Sie entschieden sich, eine Gegenparty zu veranstalten. „Fringe“ bedeutet „Fransen“ oder „Rand“. Am Rande des Edinburgh Festivals, ab von den etablierten Theatern, machten die freien KünstlerInnen ihr eigenes Ding. Dieses eigene Ding ist gewachsen und mittlerweile viele Male größer als das eigentliche Festival. Die Rollen sind vertauscht, was vorher am „Rand“ stattfand ist jetzt das Main Event.

Stellt euch die Stadt Edinburgh im August vor. Jedes Theater, Jeder Veranstaltungsort, Jede Kneipe, die ein Hinterzimmer übrig hat wird bespielt. Und wer entscheidet, welche Künstlerin gut genug, passend genug, bekannt genug ist, um hier zu spielen? Niemand. Die KünstlerInnen buchen im Voraus ihre Bühne und machen dort, was immer sie wollen. Natürlich ist das nicht ganz ohne Risiko, denn die Bühnen wollen bezahlt werden und die Konkurrenz ist groß. Aber noch größer ist das Potenzial. Die Möglichkeit, bis zu einem Monat lang jeden Tag zu spielen, Seine eigene Werbung zu machen und unbezahlbare Kontakte zu KünstlerInnen, VeranstalterInnen und begeisterten ZuschauerInnen zu knüpfen kann entscheidend für die Karriere und die künstlerische Entwicklung sein. 

Und so soll es in Duisburg auch werden. Wir wählen nicht nach Bekanntheit, Etabliertheit oder Konformität aus. Wir bieten eine Bühne. Die KünstlerInnen bespielen diese Bühne. Und am Ende passiert das, was nur Kunst kann, die von Herzen kommt: Es entsteht ein magischer Moment für alle Beteiligten. Ein Moment, der so nicht wiederkommt. Außer vielleicht nächstes Jahr. Und nächstes Jahr. Und….

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